[Politik] Umweltschutz kannste vergessen

Meiner einer bleibt dabei: So lange bei uns der Kapitalismus herrscht, wir nicht zum Verzicht bereit sind und weiterhin dem Wachstumswahnsinn huldigen, wird's nix, aber auch gar nix mit dem Umweltschutz. Denn der Effekt der technischen Verbesserungen und kleineren Einschränkungen, zu denen wir uns widerwillig bereit erklären, wird durch den wachsenden Energieverbrauch und Konsum locker wieder zunichte gemacht.

Klarer und konziser erläutert dies Hanspeter Guggenbühl im aktuellen WOZ-Titelbeitrag "Effiziente Falle" (leider nicht online abrufbar) und zeigt dabei: Wenn alle Menschen so viel konsumieren würden, wie wir SchweizerInnen, wären drei Erden nötig. Auf sein Schlusswort sei noch besonders hingewiesen:

"Wenn alle so produktiv konsumierten, wie die ProduzentInnen produzieren, könnte niemand mehr Ferienhäuser kaufen, die acht Monate beheizt und nur drei Wochen pro Jahr bewohnt werden. Um ihren Körper von A nach B zu bewegen, würde niemand mehr eine übermotorisierte und 1,5 Tonnen schwere Verpackung namens Automobil in Bewegung setzen. Geräte, die während 23 Stunden pro Tag im Bereitschaftsmodus an der Steckdose hängen, würde niemand mehr kaufen, und wir alle bräuchten so wenig Strom im Haushalt wie SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner. Folge: Unser Wirtschaftssystem würde innert Wochen zusammenbrechen."

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In den Gehörgängen: Bürogeräusche
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dongga (Gast) - 20. Mär, 13:00

Grün?


gebsn - 20. Mär, 13:26

Gute Frage

Ich bin aber leise optimistisch, dass wir's auch ohne einen grünen Saddam schaffen.
M.M. (Gast) - 20. Mär, 21:02

Hab ich am Radio gehört: Da hat sich eine Frau in Deutschland einen Schubs gegeben und sich einen Toyota Hybrid gekauft. Jetzt hat sie ein Problem. Das Auto ist ziemlich gross und eigentlich recht komfortabel. Und deshalb ist es ihr eigentlich peinlich, mit diesem umweltfreundlichen Auto herumzufahren. Denn Umweltschutz bedeutet - auch für Sie gbsn - klein und hässlich. Nur diesen Gefallen wird die Wirtschaft den Grünlinken nicht machen. Die neuen Produkte der nächsten Jahre werden genau das erfüllen: Lebenslust mit gedrosseltem Energieverbrauch. Pech gehabt, gbsn :-))

gebsn - 20. Mär, 23:31

Aber genau darum geht's doch

Es ist ja gut und recht, wenn "die Wirtschaft" umweltgerechtere Fahrzeuge und andere Produkte herstellt. So lange aber (wie bisher) der Konsum stärker steigt als diese Einsparungen nützt das zwar nicht "ger nünt", ist jedoch noch immer zuwenig.
kblog (Gast) - 20. Mär, 22:18

Ich glaube...

Du vergisst etwas, Gebsn:

Die Ökonomie ist von der Umwelt abhängig. So lange die Güter noch ausreichend NICHT knapp sind, werden die Unternehmen und die Masse der Konsumenten so weiterfahren wie bisher. Aber irgendwann kippt es, dann werden sich die Konsumenten und mit ihnen die Unternehmungen bekehren.

Das Grundprinzip ist einfach: Je knapper ein Gut wird, desto teuerer wird es. Bereits hat das Umdenken begonnen, da immer mehr Leute ein neues Bedürfnis stillen möchten: die Abkehr vom schlechten Gewissen. Das ist der Anfang; was mit einer eigentlichen Marketing-Kampagne (aka: Aufklärungs-Kampagne) beginnt, wird irgendwann ganz umschlagen, so bald die Güter zu teuer werden. Man kann dies bereits an einzelnen Beispielen zeigen: Beispielsweise wurden aus der Flutkatastrophe an der Donau vor einigen Jahren deutliche Lehren gezogen, die lokalen Behörden mussten reagieren, da dort die Wahlen entsprechend diktiert wurde - simple ökonomie eigentlich.

Es ist auch absehbar, dass das Öl knapper wird, bereits wird das Öl immer teuerer. Möglicherweise ist dies bereits der Anfang und die ersten Hinweise darauf, dass wir nach alternativen Energien suchen müssen.

Es kommt noch etwas anderes dazu: durch die vielen Katastrophen, die Auswirkungen der globalen Erwärmung kommen weitere Effekte hinzu, die nicht nur uns Konsumenten zu denken geben, sondern auch den Regierungen, die dazu gezwungen werden, um die nationale Volkswirtschaft möglichst nachhaltig überlebens- und wettbewerbsfähig zu halten, zu reagieren. In der Schweiz gibt es auch hierzu bereits Hinweise: die Grünen konnten zulegen (leider aber auch eine andere Partei, die eine grüne Farbe benutzt). Dazu kommt, dass vor nicht zu langer Zeit auch eine grünliberale Partei gegründet worden ist (ich weiss nicht, ob das nur in Zürich war?)

Mit anderen Worten: die Ökonomie wird obsiegen, die Natur mit ihr (mehr oder weniger).

gebsn - 20. Mär, 23:46

Da kann ich leider nicht zustimmen

Erstens bin ich mir nicht sicher, wie lange der ökofreundliche Trend anhält (siehe 80er-Jahre). Zweitens bestehen die Umweltprobleme ja nicht erst seit gestern (auch wenn man es beim momentanen Umwelt-Hype denken könnte) und getan hat sich bisher herzlich wenig, oder?

Und nur, weil das Öl knapp wird und wir deshalb die nächstgünstigste Energiequelle anzapfen werden (Bioethanol? - dafür haben die Südamerikaner kein Mais mehr als Grundnahrungsmittel), heisst das noch lange nicht, dass damit das glorreiche Zeitalter der Harmonie mit der Umwelt anbricht. Die Regierungen werden nur wirklich handeln, wenn's wirklich gar keine andere Lösungen mehr gibt ... und dann könnte es eben schon zu spät sein. Die Wahlerfolge der Grünen? Hoffentlich ein Zeichen für einen Wandel. Nimmt mich aber wunder, wieviel grüne Positionen wert sind, wenn sie gegen Arbeitsplätze (das Allerwelt-Killerargument) anstinken müssen. Dass die Ökonomie resp. der Kapitalismus obsiegen wird, befürchte ich, allerdings bezweifle ich, dass dabei auch die Natur als Gewinner ausgeht (da irre ich mich allerdings gern).
M.M. (Gast) - 21. Mär, 13:54

Ich glaube einfach an die Anpassungsfähigkeit des Menschen. Es ist völlig egal, ob das Öl knapper wird, im Gegenteil, das ist sogar gut so. Ebenso mit den anderen Ressourcen. Ich meine das weder zynisch, noch fatalistisch, noch sonst wie hinterhältig. Es ist gut so, weil wir jetzt einen neuen Innovationsschub erleben werden. Der Mensch ist nur kreativ, wenn er sich in einer Notlage befindet. Satt macht träge. Die nächsten zwanzig Jahre werden ungemein spannend werden. Und vergessen Sie nicht, geschätzter gbsn, meine Generation, die Babyboomer, wird weiterhin aktiv mitmischeln. Es tun sich völlig neue Perspektiven auf, beispielsweise dank dem Internet. Wir brauchen einfach Strom. Und der wird wohl noch für einige Jahre aus Atomkraftwerken stammen. (um da noch etwas mehr Widerspruch zu erzeugen.)
gebsn - 21. Mär, 14:27

@ M.M.

Ich glaube nicht, dass der Mensch nur in Notlagen kreativ ist. Kreative Ideen in Sachen Umweltschutz und alternative Ideen gibt's seit Jahren. Aber richtig, erst in der Notlage wird auf diese Ideen zurückgegriffen (weil's halt mit dem althergebrachten Produkten resp. Energiern profitabler ist).

Ja, wir brauchen Strom. Aber wir brauchen va. zu viel Strom. Zur Nuklearenergie verweise ich gerne auf meine früheren Ausführungen.
M.M. (Gast) - 22. Mär, 18:08

Die waren alle in einer Notlage. Materiell ganz sicher. Alternative haben ja selten was auf der hohen Kante. Ich meine das wirklich ernsthaft: Wirklich kreativ wird man erst, wenn einem das Wasser am Hals steht. Oder haben Sie jemals einen Text eine Woche vor dem Termin fertig geschrieben gehabt. Also bei mir geht das immer auf den letzten Drücker. Schiller brauchte einen faulen Apfel und ich brauche den Zeitdruck. Ich behaupte: Keine einzige Erfindung ist gemacht worden, weil jemandem unter einer Palme auf Taihti gerade eine gute Idee kam. So nach dem Mittagsschläfchen. Wir sind auf diesem Planeten, um ums Überleben zu kämpfen. Das war mit einer Pause von jetzt sechzig Jahren und das auch nur bei uns, schon immer so. Deshalb, geschätzter gbsn - wir gehen grandiosen Zeiten entgegen. Was wir wirklich fürchten müssen, sind ein paar Durchgeknallte.
philipp (Gast) - 23. Mär, 08:56

Alternativen ?

Prinzipiell haben wir nur drei Alternativen zum schwindenden Erdöl: Kohle, Atomenergie und das Ende des Kapitalismus. Erste beiden scheinen Dir, gebsn, nicht zu gefallen. Letzteres wäre allerdings purer Selbstmord, denn wie M.M. es richtig sagt, die Welt ausserhalb Europas befindet sich in einem ständigen Wettstreit um Ressourcen. Wer zu schwach ist, wird kolonisiert - oder zumindest war es bisher so. Und die Schweiz ist einfach zu weit weg vom Weltgeschehen, um dies am eigenen Leib zu realisieren. Im Falle eines Ende des Kapitalismus (in Europa) würden dies unsere Leiber aber sehr wohl erleben; an Umweltschutz wäre dann rasch niemand mehr interessiert. Nur Wohlstandsgesellschaften denken überhaupt an Umweltschutz. Das Problem liegt nicht am Kapitalismus, sondern daran, was diesen so erfolgreich macht - dem Menschen. Der Kapitalismus ist vielmehr eine Grundvoraussetzung, um Umweltschutz, wenn auch nicht in perfekter Form, zu betreiben.

gebsn - 24. Mär, 01:24

Widerspruch

Wieso nur drei Alternativen zum Erdöl? Was ist mit den ganzen anderen Alternativenergien (Wind, Sonne, Erdwärme etc.)? Der Ende des Kapitalismus ist sicher keine Alternative zum Ölmangel aber nur mit einem Wirtschaftssystem, welches nicht aus Wachstum geeicht ist, könnte meiner bescheidenen Ansicht nach Umweltschutz richtig umgesetzt werden. Vielleicht klappt das auch mit dem Kapitalismus, schön wär das ja. Ich denke, da müssen wir hier in Europa und die Nordamerikaner aber schon übelst unter den Auswirkungen von Verschmutzung und Klimawandel leiden, bis sich wirklich was tut (ganz im Sinne der von M.M. Notlagen-These). Und dann ist es möglicherweise schon zu spät.

Das Ende des Kapitalismus als Selbstmord resp. als Einladung zur Kolonisierung? Also bitte, schliesslich haben wir allen noch unsere Sturmgewehre im Kasten! Im Ernst, auch eine nicht-kapitalistische Gesellschaft kann sich bewaffnen und wehren (auch wenn mich das als Pazifist nicht begeistern würde ... ja, ja, ich bin ein Utopist).

Möglicherweise hast du recht und das Problem ist nicht der Kapitalismus, sondern der Mensch. Ich bin aber guter Dinge, dass in einem anderen Wirtschaftssystem, welches die Wirtschaft den Bedürfnissen der Menschen unterordnet und nicht umgekehrt, auch die Menschen anders mit sich und der Umwelt umgehen würden.
philipp (Gast) - 26. Mär, 13:43

etwas überspitzt

...habe ich mich vielleicht formuliert. Auch mir ist ein "menschlicher" Kapitalismus deutlich lieber als ein bis zum Ende geführter Kampf ums Überleben.
Sonnenenergie ist momentan einfach technisch noch nicht ausgereift: Solarzellen sind teuer und bei der Herstellung etwas problematisch.
Für's Kolonisieren braucht es übrigens m.E. nicht viele Waffen. Schmiergelder, bzw. Entwicklungshilfe reicht da meistens völlig aus. Und wer sich dagegen schützen will, dem nützen auch die Sturmgewehre reichlich wenig. In Lateinamerika zeigten die USA schön wie man das macht, leider (!!!) verlieren die mit der Zeit jegliches Gespür für Aussenpolitik...
Aber wir leiden ja alle unter einem Hang alles viel zu sehr zu dramatisieren ;)

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