Polemik

Winterterror

Häuser ohne Strom, eingeschneite Rentner, fröhlich schlittelnde Kinder. Die schockierenden Folgen des schlimmsten Winters, der England die Welt das Universum seit Jahren Jahrzehnten Menschengedenken heimgesucht hat, werden jeweils abends in BBCs "10 'o clock news" der gebeutelten britischen Nation vorgeführt.

"Arktische" (BBC) resp. "antarktische" (The Independent) Temperaturen werden vermeldet, tagsüber wurden in den letzten Tagen - sage und schreibe - bis zu 8 Grad Celsius unter (nicht über!) dem Gefrierpunkt gemessen und nächtens gar unerhörte 20 Grad unter Null. Auch der Schneefall übertrifft alles bisher Dagewesene. Während die ländlichen Gebiete unter unfassbaren 20-30 Zentimeter Schnee zu leiden haben, kam London unter einer dichten Schneedecke von über 50 Mikrometer beinahe zum Erliegen.

Erster Schneeflug
Grausam: nicht einmal die dicht besiedelten Stadtzentren (hier Londons Picadilly Circus) werden vom Schneebombardement verschont

Allein der tadellos funktionierenden Infrastruktur ist es zu verdanken, dass bis anhin das Schlimmste verhindert und kaum Menschenleben zu Schaden kamen. Triumph über die Natur: Trotz der beispiellosen Wetterkapriolen mussten nur kleinere Störungen vermeldet werden.

In einem der kaum nennenswerten Zwischenfälle blieben vereinzelte (weit unter 10'000) verantwortungslose Autofahrer, die sich trotz der "extreme weather warnings" und eindringlichen Aufforderungen in allen Medien, am besten zuhause zu bleiben, auf die Autobahnen wagten, stecken und mussten bibbernd in ihren Karossen übernachten. Das haben sie nun davon, die zwei britischen Schneepflüge können ja nicht überall sein.

Auch im Flug- und Bahnbereich mussten nur wenige Tausende Verbindungen gestrichen werden. Gute Nachrichten erreichen uns weiter bezüglich der nationalen Gasversorgung. Zwar ist Gas für die industriellen Grosskunden seit vorgestern rationiert, aber die Privatkunden müssen sich für die nächsten 24 Stunden bezüglich Koch- und Heizsicherheit keine Sorge machen. Schliesslich kann Britannien beinahe ein Viertel der Gasvorräte des weit nördlicher gelegenen Italiens vorweisen. Auch Stromunterbrüche mussten nur für 800 Haushalte in den bezeichneten Notfallgebieten (mehr als 20 Zentimeter Schnee) vermeldet werden.

Trotz der gewaltigen Schneemassen konnten auch die Mehrzahl der Schulen überraschenderweise offen gehalten werden. Angesichts der lebensgefährlichen Aussenverhältnisse musste den Kindern das Spielen auf dem Schulhof aber selbstverständlich verboten werden. Schliesslich bietet nur harter Asphalt Sicherheit für die kleinen Racker.

Allen weitsichtigen Vorsichtsmassnahmen und sofortigen Massnahmeplänen zum Trotz forderte die klirrende Kälte und der heimtückische Schnee in Extremgebieten beklagenswerte 29 "snow injuries". Da wundert es nicht, dass es trotz übermenschlicher Bemühungen kaum einer der leidgeplagten Inselbewohner bis zum Arbeitsplatz schafft und traurig im Garten Schneemänner bauen oder schluchzend den nächstbesten Hang runterrodeln muss.

Wissenschaft für den Alltag

Kabelsalat Edgware Road
Edgware Road Tube Station, der Kabelsalat ist gebändigt

Wissenschaftler, falls ihr neben den wichtigen Beschäftigungen wie millionenteure Sonden auf dem Mond zerschmettern, Geschwindigkeitsrekorde im Teilchenbeschleuniger aufstellen und aus Nanostrukturen lustige Texte basteln, ein paar Minuten Zeit für die wirklichen Probleme der Erdenbürger habt, dann wärt doch bitte mal so nett und erklärt uns, warum in aller Welt sich Adapterkabel, lässt man sie auch nur fünf Minuten allein, untrennbar ineinander verwickeln. Technische Inkompetenz der Hersteller? Liebeleien auf Atomarebene? Blosse Böshaftigkeit des Weltgeistes? Der Antwort harrt,

Euer Gebsn

Freunde der Nacht

Baustelle
Wenn Blicke schweifen könnten. Ah, können sie ja.

Vielen Dank, durchlauchte Freunde der Nacht, dass ihr uns heute um Fünf aus dem teuflischen Faulenzerschlaf gerettet habt. Auf der Baustelle vor unserem Heim beginnt der Lärm nämlich leider, leider normalerweise erst um Acht und fehlt - zu unserer schmerzlichen Entrüstung - am Sonntag gänzlich. Nur dank eurem couragierten Rütteln an den Baugittern und dem aufmunterndem Begleitgeschrei mussten wir nicht leidvoll bis in die späten Morgenstunden durchschlafen. Als kleines Dankeschön steht deshalb ein kleiner Korb mit Maulschellen und Kopfnüssen zum Abholen bereit.

Die etwas andere Konzertkritik

Bat for Lashes

Wenn der Konzertbesuch lediglich eine weitere Gelegenheit darstellt, das egozentrische Universum zu zelebrieren, dann muss man auch nicht wie gewünscht aufs Maul sitzen, sondern kann lautstark mit belanglosem Geschwafel die Musik übertönen. Die umstehenden Musikfreunde verdanken's mit Todestrahl-Blicken.

Erbama!

Erbamen bitte, ich halte die Obama-Hysterie nicht mehr aus, obwohl "Barry" (so seine Grosseltern) noch nicht mal vereidigt worden ist. In allen Spalten, auf allen Kanälen wird der zugegebenermassen sympathische Juristenbengel zum Retter, Jesus, Alleskönner hochgejubelt und gepriesen.

Doch schon in wenigen Monaten - da gehe ich jede Wette ein - werden dieselben Herren und Damen Journalisten empört festhalten, dass ihr damaliger Heiland die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt hat und dass der versprochene (politische) Wandel auf sich warten lässt.

Beschwerde betr. Wetter in London

Petrus, alte Knallcharge

Ich muss mich entschuldigen. Was habe ich dich gescholten und gemosert über deine launischen Wetterkapriolen in der Schweiz. Das war töricht. Denn selbst der ärgste Sommer in der Schweiz ist ein mediteranes Feuerwerk im Vergleich – und hier endet der Prolog – mit dem, was du uns hier zu London diesen August beschert hast.

P1000532
Regen, Regen, Tröpfchen

Petrus! Seit dem Schweizer Nationalfeiertag weile ich nun hier und wüsste ich es nicht besser, wähnte ich mich im spätherbstlichen November. Graues Wetter tagein, tagaus. Schauer hier, Nebel dort, Temperaturen unter Zwanzig Celsius-Einheiten, gefühlte 10 Minuten durchschnittlicher Sonnenschein am Tag. Was in Gottes Namen soll der Käse, sag? Und wie soll das bloss im Herbst werden? Kein Wunder muss sich die hiesige Bevölkerung regelmässig mit Alkohol betäuben; das ist ja kein Leben nicht.

Und wer hat Schuld? Du, Petrus, und deine vermaledeiten Erfüllungsgehilfen am englischen Himmelszelt. Schluss mit dem Stuss, Petrus. Was jetzt ansteht, ist ein September, der alles Bisherige in den Schatten stellt (Anm. dafür braucht es Sonne, gelle) und uns arme gequälte Seelen für all den seelischen Unbill entschädigt, den wir in den letzten Tage erleiden mussten.

Wehe dir, wenn nicht. Dann nämlich muss ich weiter zürnen und beim nächsten Beschwerdebrief tief in die Verbalinjurienkiste greifen. Und wollen wir ja beide nicht.

In diesem Sinne, tschö

Gebsn

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In den Gehörgängen: Altern 8 - Active-8
Zuletzt gelesen: London Leben - Ampeln in London
Zuletzt geglotzt: BBC News
Aktuelles Lieblingswort: Stuss [alle Lieblingswörter]

Autofahnendichte

rueckspiegel
Nun müssen auch noch die Rückspiegel dran glauben.

Die vermaledeiten, an die Autos gepappten Nationalfähnchen als Gradmesser für Patriotismus und für die von Medien und Regierung vermisste und deshalb der Bevölkerung zwangsverordnete Euro-Euphorie? Dann stünde ja alles zum Besten resp. zum Schlimmsten. Denn wie die Pest verbreitet sich der Augenschmerz in Plastikgestalt. Ein Fähnchen, zwei Fähnchen ... schon habe ich ein Gefährt mit sage und schreibe drei Fähnchen bestückt gesichtet. Wer bietet mehr?

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In den Gehörgängen: Agoria - Kofea
Zuletzt gelesen: NZZ Folio
Zuletzt geglotzt: 10 vor 10
Aktuelles Lieblingswort: Muhme [alle Lieblingswörter]

[Polemik] MTV und VIVA

In seinem Freitag-Artikel zeichnet Helmut Merschmann ein düsteres aber immer noch beschönigendes Bild des Niedergangs und des aktuellen Zustands der Musiksender MTV und VIVA.

Denn was mussten wir Musikfreunde leiden. Über den Lauf der Zeit hiess es sich von liebgewordenen Spartensendungen verabschieden, die auch mal Musik zu spielen wagten, bei der Mami und Papi die Stirn runzelten. Nein, nicht wegen des inflationären Schimpfwortgebrauchs oder der haarscharf am Porno vorbeischrammenden Videoclips, sondern der ungewohnten und irritierenden Klänge wegen.

Vorbei, vorbei, alles vorbei. Anstelle des Charmebolzen und Sympathieträger Ray Cokes schwafeln heute hübsche aber auswechselbare junge Dinger vor einer Rätselwand die Zeit tot, während sich die paar armen Teufel, welche die Verarsche noch nicht durchschaut haben, sich die Finger wund- und das Portemonnaie leerwählen.

Anstatt ausgewählter und feiner Musik, hochwertiger und z.T. sogar künstlerisch wertvoller Videos sowie erträglicher bis witziger Wortbeiträge von Charlotte Roche, Stefan Raab (auf dem Höhepunkt seines kreativen Schaffens; vgl. "Ma kuck'n", "Vivasion") Markus Kafka und Konsorten werden heutzutage aufgewärmte E!-Entertainment-Sendungen mit Untertiteln, Debildistributionen wie Flavour of Love und Klingeltonwerbung im Minutenintervall serviert. Kurz: Es ist zum weinen und göbeln, was heutzutage auf den ehemaligen Musik-Sendern MTV und VIVA geboten wird.

Ich möchte hier aber keineswegs die Vergangenheit verklären noch die Gegenwart in Grund und Boden schreiben. Schon früher gab's auf den erwähnten Kanälen Kackgigantomanien zu sehen, das schleckt keine Geiss weg. Und heutzutage ist auch nicht alles schlecht. Da existieren immer noch eine kleine Zahl Sendungen, die mich in die Arme von MTV treiben. Als Beispiele seien Family Guy, South Park und Dave Chappelle Show genannt.

Aber im Grossen und Ganzen muss man leider Helmut Merschmanns Urteil nicht nur zustimmen, nein, man muss noch ordentlich eine Schippe drauflegen. Was geld- und quotenhörige Arschsäcke aus der einstigen Hoffnung vieler Jugendliche angestellt haben, ist ein Verbrechen. In solchen Momenten sehne ich mir einen lieben Gott herbei, der diesen Schnöseln anlässlich des letzten Gerichts nicht nur gehörig die Leviten liest sondern auch die pickligen Hinterteile verdrischt, bevor sie der Schaitan bis in alle Ewigkeit unter seine Fittiche nimmt.

Das Ärgste an der Misere ist nun aber, dass es Alternativen en masse gäbe. MTV 2, MTV Base, MTV Dance, VH1 Classics oder gar Kerrang! - um nur ein paar aufzuzählen. Eine erkleckliche Auswahl also - nur nicht bei uns. Felix Britannia! Denn dorten kann man sich - Kabelanschluss vorausgesetzt - fröhlich durch eine Vielzahl von Musiksendern zappen. Und Gerüchten zufolge sollen dort - hört, hört - sogar noch Musikvideos gespielt werden.

So bleibt uns nur die Frage an die werten Damen und Herren von der Cablecom und den restlichen Kabelanschluss-Monopolisten, wo diese Kanäle abbleiben. Her damit! Wenn schon das analoge Angebot kontinuierlich leergeräumt wird, dann könnten sie bitte sehr, werte Damen, Herren, doch gefälligst die freigeschaufelte Digitalbandweite für unser aller Wohlgefallen mit ein wenig Musik füllen. Das wäre Musik!

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In den Gehörgängen: M.I.A. - Paper Planes
Zuletzt gelesen: NZZ
Zuletzt geglotzt: Family Guy
Aktuelles Lieblingswort: Kokolores [alle]

[Polemik] Thor du Arsch

Memo
Betreff: Gesternnacht/nächtliche Ruhestörung
An: Thor (du Arsch!)

An und für sich ist es ja eine durchaus schnafte Idee und uns Menschen gegenüber äusserst zuvorkommend, werter Thor, Petrus und Konsorten, euer Tageswerk in unserer Nacht zu verrichten. Den zarten Pflänzlein und der Fauna soll's ja im Allgemeinen sowieso besser bekommen, wenn man sie nicht tagsüber bei sengender Hitze befeuchtet. Insofern weiter so! Aber. Aber:

Sagt mal, welcher Teufel, hat euch himmelsbewohnenden Arschgeigen geritten, zu nachtschlafender Zeit um exakt 4.09 mitten in meinem Schlafzimmer eine Donnerbombe zu zünden, die sogar den Erdbeben-gewöhnten Gelegenheitsschnarcher Gebsn ruckartig aus dem Tiefschlaf gerissen hat? Gefühlte 180 dB habt ihr da vom Stapel gelassen, ihr lustigen Vögel. Schon mal was von nächtlicher Ruhestörung gehört, mal einen Blick in die Hausordnung geworfen? Bei solchen Dezibelwerten würden Diskotheken, Flughäfen und Toilettenkabäuschen unverzüglich dicht gemacht. Aber ihr da oben müsst euch ja nicht an unsere Regelungen und Gepflogenheiten halten, gelle. Nö, nö, ihr seid ja schliesslich Götter, dem Menschen überlegene Wesen etc. pp. Darauf geschissen! Falls ihr Spassvögelchen heute Nacht wieder Ähnliches durchziehen werdet, dann ist es aber vorbei mit der Liebe. Das kann ich euch husten.

Mächtig böse

Euer Gebsn

P.S. Da oben wird ob meines Geschreibsels nur gekichert? Gut, ich kann auch anders. Schon morgen werde ich mir einen neuen Namen für den morgigen Tag ausdenken. "Donnerstag"? Das war gestern.

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In den Gehörgängen: Digitalism - Echoes
Zuletzt gelesen: BaZ
Zuletzt geglotzt: 10 vor 10
Aktuelles Lieblingswort: hanebüchen [alle Lieblingswörter]

[Polemik] Coca Cola Zero: Testresultate

Heute habe ich meinen hochgeschätzten Gaumen und dessen Geschmacksknospen ganz vorsichtig das erste Mal mit dem Coca Cola-Surrogat "Coca Cola Zero" benetzt. Meine Erwartungen waren - Pessimist, der ich bin - tief, und ich wurde nicht enttäuscht. Schon nach wenigen sorgfältigen Schlückchen stand das Testresultat fest:

"Echter Geschmack" (Eigenwerbung)? Das schon, aber ganz gewiss kein echter Coca-Cola-Geschmack. Zwar kann das Nullgetränk sein kränkliches Geschwister Coke Light in Sachen Plörrigkeit und Weichmeierei deutlich hinter sich lassen, aber dem Original kann es nicht annähernd das Wasser reichen (im übertragenen Sinn, im wörtlichen hingegen aufgrund der dünnen wässerlichen Konsistenz und Schmackhaftigkeit sehr wohl). Coca-Cola: Zero Zucker aber auch zero Coca-Cola-Geschmack.

Es bleibt dabei, wer seinen Durst mit der herben, fleischzersetzend sauren Zuckerwasserbombe Coca-Cola löschen will, der soll verdammt noch mal zum Original greifen. Wer die geballte Chemie-/Zuckerkeule hingegen nicht bewältigen kann, soll gefälligst Wasser, Kamillentee oder Honigmilch picheln.

Heute mal ganz differenziert, euer Testtrinker Gebsn

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In den Gehörgängen: Ralph Myerz and the Jack Herren Band - Your new best friends
Zuletzt gelesen: BaZ
Zuletzt geglotzt: nix ... und das ist gut so
Aktuelles Lieblingswort: pekuniär [alle]

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