Privatisierung der Energieversorger

"... but at a European level, consolidation and concentration may be pushing energy prices higher, analysts says. "We've got an oligopolist electricity and gas market which looks a lot like the oil market - not at all what was intended,""

Höhere Preise und oligopolistische Strukturen dank der Liberalisierung des Energiemarktes. Wenn sogar der weissgott privatisierungsfreundliche "The Economist" zu diesem Fazit kommt, dann ist die Schweiz als glücklicher Nachzügler gut beraten, die Finger von der (weiteren) Privatsierung unserer Energielieferanten zu lassen.

Bud Spencer und Terence Hill

Wenn sich meiner einer als Bud Spencer und Terence Hill-Fan outet, folgen nicht selten skeptische bis bemitleidende Blicke. Denn Unkundige assoziieren das Filmwerk des italienischen Duos nach wie vor primär mit kindischen Prügeleien. Dies wird aber zumindest der deutschen Übersetzung der Filme nicht gerecht. Findet sich doch in den spencerhillschen Klassikern ein Reichtum an Sprachperlen, der einem die Freudentränen in die glücklichen Augen treibt. Nur ein paar Beispiele aus dem Kracher "Zwei ausser Rand und Band".
  • Mc Bride: "Sagen Sie mal, gehören da nicht von links- und rechtswegen zwei Türen dran?"
  • Kirby: "Dürft ich mal telefonieren?" - Fred: "Aber ganz im Gegenteil!"
  • Kirby: "Damit hier mal eines herrscht, und zwar Klarheit!"
  • Pfleger: "Ist ja auch ein Wetterchen heute." - Kirby: "Stimmt kann man zwei draus machen."
  • Kirby: "Horsche mal Kollege, wir wär’n kein schlecht Gespann. Ich bin Matt Kirby, genannt der Kürbis." - Walsh: "Und ich bin SAUER!" - Kirby: "Auch 'n werter Name, passt vor allen Dingen."
Ach, da bleibe ich gerne Kind.

Tomba-Shopping

Höchst ungern klopfe ich mir selbst auf die Schultern. Meine Leistung im schweisstreibenden Ausverkaufsgerangel kurz nach Weihnachten verlangt jedoch zwingend nach einer kurzen Würdigung an dieser Stelle:

Steife Brise, Sonnenschein. Es war ein kalter Tag. Aber ein schöner Tag. Bis ich zur nahe gelegenen Shopping Mall gelangte. Soweit das Auge reichte, wogte und wabberte die einkaufende Masse. Ein dichter, träger Organismus, der in alle Ecken und Enden der Gebäudlichkeiten drängte.

Ich hatte - im Gegensatz zur grossmehrheitlichen Anzahl der gemütlich schlendernden Shopping-Nichtsnutze - eine präzise Vorstellung, was ich wo zu welchem Preis zu erwerben gedachte. Was ich nicht hatte: Zeit. Und natürlich lag mein Ziel am fernen Ende der Mall. Und eine geschätzte Trilliarde Menschen dazwischen. Ich nahm noch einmal tief Atem und warf mich ins Getümmel.

Zielstrebig und im Eilschritt manövrierte ich mich durch die enervierend tranige Masse der Shopwütigen. Ich berechnete meine Laufwege viele Meter vorweg, kalkulierte die wahrscheinlichen Bewegungen meiner Gegner. Aus dem Weg, Alterchen! Meinen Bahnen kreuzende Passanten warf ich tödliche Blicke zu. Mein Herz pochte, das Adrenalin strömte. Von den psychologischen Spielchen meiner Gegner liess ich mich nicht irritieren: Wer zuerst durch die Tür ist, hat gewonnen. Da hilft auch kein sarkastisches "after you".

Da, nicht fern, leuchtet das Signet, das Ziel ist nah. „Schneller, schneller!“, trieb ich mich an. Ich flutschte zwischen Familien durch, überholte hier und da, umkurvte Menschen wie Slalomstangen. Die letzten Meter. Jetzt noch mal alle Kraft sammeln. Ausweichen links, rechts, zwei schnelle Schritte. Und da ist das Ziel! Durch, vorbei, Rekordzeit!

"Tomba la Bomba" wäre stolz auf mich gewesen. Und hätte vielleicht, aber nur vielleicht, sogar eine Sekunde von seiner notorischen Anbaggerei abgelassen, um meine eleganten wie rasanten Einkaufsstil in der Wiederholung zu bewundern.

Postkarte aus England (III)

Eastbourne Pier

Mit Mut und Knochenarbeit dem Ozean eine Handvoll Quadratmeter Lebensraum zur Förderung von Spiel- und Trunksucht abgetrotzt. Ein prächtiges Beispiel, wie sich die Menschheit Mutter Natur untertan macht.

Mehr Postkarten. Mehr Fotos.

Terroristischer Anschlag in diesen Zeiten

Was würde ein terroristischer Anschlag in der Grösse von 9/11 in der momentanen Kreditkrise bewirken? Wäre ein solcher Anschlag der Todesstoss für das einbandagierte und nur dank Krücken noch einigermassen gehfähige Weltwirtschaftssystem?

Durchaus möglich. Die englische Finanzaufsichtbehörde FSA verweist in ihrem "Risk Outlook 2009" (S. 20) jedenfalls ausdrücklich auf diese Möglichkeit und befiehlt den Banken "stress testing and scenario analysis". In diesem Sinne kann man nur froh sein, dass Obama und Co. (selber von der Krise gebeutelt?) diese Schwächeperiode des Westens nicht ausnützen resp. sich nicht durch den Risk Outlook durchgekämpft haben. Da würden nicht mal mehr meine feinen Tipps helfen.

Rettung der Marktwirtschaft

Schluss mit Unkrautjäten und Düngemitteleinsatz. Die Investitionsprogramme und punktuellen Eingriffe sind ergebnislos verpufft. Jetzt muss der Finanzgarten umgegraben werden. Mit Nachdruck fordert deshalb "The Gebsn Institute" die internationale wie ausnahmslose Umsetzung der folgenden Massnahmen zur Rettung unserer geliebten Marktwirtschaft:
  • Für die Auszahlung von Löhnen werden Banknoten mit einmonatigem Verfallsdatum gedruckt. Diese Massnahme garantiert die Ankurbelung des Binnenkonsums.
  • Sparkontos werden eindirektional sistiert: Nur noch Auszahlungen sind möglich.
  • Modell "Buy and Give Back" (BAGB) anstelle von Verstaatlichung der Nationalbanken: Die Staaten übernehmen alle Aktien ihrer Grossbanken und schenken sie den ursprünglichen Eigentümern zurück. Dies verhindert negative Signale, die mit der Staatseigentümerschaft verbunden wären. Anwendbar auch für unterstützungswürdige Industriezweige (Automobil, Bau, Medien).
  • Bonipflicht für BAGB-Banken. Boni erhöhen die momentan fehlende Risikobereitschaft bei den einzelnen Bankmitarbeitern, das generelle Vertrauen der Finanzbranche und leisten über Konsum und Steuern einen unverzichtbaren Beitrag zur Ankurbelung des Finanzkreislaufs.
  • Nötig sind neue und hochrentable Investitionsmärkte. Vorschlag: weltweite Legalisierung von Drogen und Prostitution.
  • "Wirtschaftsschädigung" als neues Delikt. Hohe Zuchthausstrafen hat zu gewärtigen, wer Geldmengen hortet oder dem Wirtschaftskreislauf entzieht ("sparen"), wer Konsumgüter älter als fünf Jahre benützt und wer Unwahrheiten über das marktwirtschaftliche System und seine Institutionen verbreitet.
  • "Der Markt" wird Teil des Parlaments. Staatliche Massnahmen, die zu einer negativen Marktreaktion führen (z.B. am entsprechenden Bond-Markt) können nur mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet werden. Dies garantiert die marktwirtschaftsgerechte Umsetzung von staatlichen Massnahmen gegen die Krise.
  • Steuersenkungen für hohe Einkommen und Unternehmen. Die Entlastung dieser wichtigen Wirtschaftsteilnehmer garantiert die Rückgewinnung von Vertrauen und Investitionsbereitschaft.

Extraordinary conditions

Extraordinary conditions
Nix geht mehr

Von "extraordinary conditions" schwafelte Boris Johnson, Wuschelkopf und Bürgermeister von London, gestern im Fernsehinterview, um den kompletten Zusammenbruch des öffentlichen Verkehrs in London zu erklären.

Zehn Centimeter Schnee sind ja auch allerhand, kann man gut verstehen. Anscheinend lässt man sich hierzulande lieber (geschätzte) 1,2 Milliarden für die Wirtschaft durch die Lappen gehen und riskiert, dass es weitere 3000 Firmen "verbläst", anstatt ein paar Pflüge für die lokalen Werkhöfe anzuschaffen.

Von italienischen Mitstudenten wurde unter der Hand und leise verlautbart, dass sogar Italien besser mit solchen Schneemassen zurechtkommt.

Die Zerstörung der Welt

Je älter man wird, desto seltener die Bücher, die einen umhauen, überraschen, begeistern. Aber es gibt sie noch. In der spärlichen Zeit, in der ich keine juristischen Schmöker wälze, habe ich dieser Tage ein brillantes Stück Buch gelesen.

"Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung" heisst das Werk und ist die Niederschrift von Robert Menasses Poetikvorlesung. Poetik? Auch, aber Menasse nutzt die Gelegenheit für einen fulminanten wie wortgewaltigen Angriff auf den Zustand der Welt und unser fehlendes Engagement, sie zum Besseren zu ändern.

Drei Auszüge:
"Unser System versprach wachsende Freiheit, Sicherheit und Partizipation – es hat dieses Versprechen erfüllt. Leider nicht uns. Sonder nur dem Kapital."

"Steuerbefreiung für grosse Unternehmen und Konzerne, wodurch sozialpolitische Einsparungen notwendig werden, die wiederum aufgefangen werden durch Wiedereinführung von Formen des Arbeitsdiensts. Verstärkte Investition in Rüstung und staatliche, nicht gesellschaftlich konsumierbare Güter, Beschneidung des individuellen Konsums. Rückkehr von der relativen zur absoluten Mehrwertproduktion, Verlängerung der Arbeitszeit und Lohnkürzungen. Herstellung gesellschaftlicher Solidarität durch äussere Bedrohungsszenarien. Preisgabe von Freiheitsrechen unter dem Vorwand von Sicherheitsmassnahmen."

"Am schlimmsten wird es dann, wenn wir nicht einmal mehr den Anspruch haben, zu wissen, was wir tun. Wir laufen der Zukunft nicht hinterher, wir laufen mit."

Güldene Zeiten

Letzte Woche riet "Investment Guru" Jim Rogers angesichts des "credit crunch" jungen Briten, sie sollen doch nach China auswandern und chinesisch lernen. Und heute muss man Folgendes aus dem Guardian entnehmen:

"The International Monetary Fund [...] warned Britain will be at the bottom of the league table of major developed countries this year"

Ein günstiger Zeitpunkt also, in Grossbritannien zu wohnen und Arbeit zu suchen. Heissa!

Erbama!

Erbamen bitte, ich halte die Obama-Hysterie nicht mehr aus, obwohl "Barry" (so seine Grosseltern) noch nicht mal vereidigt worden ist. In allen Spalten, auf allen Kanälen wird der zugegebenermassen sympathische Juristenbengel zum Retter, Jesus, Alleskönner hochgejubelt und gepriesen.

Doch schon in wenigen Monaten - da gehe ich jede Wette ein - werden dieselben Herren und Damen Journalisten empört festhalten, dass ihr damaliger Heiland die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt hat und dass der versprochene (politische) Wandel auf sich warten lässt.

Mehr Gebsn

Lieblingsworte (Wordie)
Fotos:
www.flickr.com
This is a Flickr badge showing public photos and videos from gebsn. Make your own badge here.
Impressum
Beiträge abonnieren Kontakt per E-Mail

Abonnieren

Beiträge per E-mail


Powered by FeedBlitz

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Kommentare

????
Heisst das, Du bist auf den Affen gekommen?
LD (Gast) - 23. Aug, 01:39
Danke, danke
Bis anhin ist alles noch ruhig.
gebsn - 28. Feb, 10:26
Yeah!
Wunderbare Nachrichten. Dann mal toitoitoi und möge...
spot (Gast) - 28. Feb, 09:05
Danke, danke
Soweit, ganz gut. Lustigerweise fuhren die Busse, als...
gebsn - 11. Nov, 00:24
Sehr geehrter Herr Gebsn
Ich hoffe, es geht Ihnen gut auf der Insel! Haben Sie...
Newzilla (Gast) - 10. Nov, 09:26

Archiv

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

Credits


Allerlei
Blogstetten
Das Leben
Datenschutz
Fotos
Humor
London
London v Schweiz
Polemik
Politik
Postkarte aus England
Schimpfworte
Schnapssalat
Tipps
Zitat
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren