Big Brother UK wird grösser und grösser

Camera obscura
Zappendustere Aussichten für die Privatsphäre

Es folgt ein kleiner Überblick über den ganz grossen Wahnsinn, den man hierzulande am eigenen Leib erfahren muss oder staunend bis konsterniert in täglichen Häppchen den Medien entnehmen darf.

Was im Kleinen mit der Bespitzelung von Studenten und der Videoüberwachung der Uni-Pissoirs beginnt, findet seine Entsprechung im Grossen:

Die britische Regierung will nicht nur eine gigantische, zentrale Datenbank zur Speicherung von E-Mail-, Telefon- und Internet-Verkehr anlegen, sondern auch im Rahmen der umstrittenen Einführung einer ID eine ähnlich umfassende Datenbank mit Fingerabdrücken und unzähligen weiteren Daten aufbauen. Zugriff darauf haben nicht nur alle möglichen Behörden, sondern auch Privatunternehmen. Eine ID haben dabei in Zukunft nicht nur die hiesigen Bürgerinnen und Bürger zu besitzen, sondern auch resp. vor allem die geschätzten ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Fingerabdrücke bitte der nächsten Polizeistreife anbieten oder im Supermarkt abgeben. Begonnen wird mit - wie könnte es anders sein - ein paar gesponserten Pilotprojekten (Flughafenmitarbeiter), dann müssen diejenigen dran glauben, welche die kleinste Lobby haben: die Ausländer.

Gleichzeitig ist so klar nicht, wie umfassend die Medien zukünftig über Auswüchse des "database state" berichten dürfen. Schliesslich geht es um die nationale Sicherheit, da müssen Menschenrechte und demokratische Kontrollmechanismen brav hinten anstehen.

Das vereinigte Königreich steuert mehr und mehr in begrenzt erfreuliche Gewässer. Zum guten Glück hat sich euer Gebsn schon eine Rettungsweste geangelt.

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Ugugu (Gast) - 11. Nov, 14:08

und bis herr gebsn via ärmelkanal und holland den rhein hochgepaddelt ist, kann er sich vermutlich gleich wieder in die fluten stürzen...

gebsn - 11. Nov, 15:02

Nicht auszuschliessen

Ich bin aber ausnahmsweise mal vorsichtig optimistisch, dass "unserer" grosser Bruder u.a. dank direkter Demokratie besser zu zähmen ist.
Björn (Gast) - 15. Nov, 22:36

Stasi 2.0 - jetzt auch in GB!

Achja, nee, ja, stimmt irgendwie alles. Die Vorratsdatenspeicherung ist bereits Realität, die Zentraldankenbank ist ja auch in Germanien ein heiß diskutiertes Thema und wohl beschlossene Sache. Schön war's bisher in GB mit der nicht vorhandenen Meldepflicht, das wird nun nachgeholt.
Ich kenne mich auf der Welt nicht sonderlich gut aus, aber wo lebt sich's gänzlich unbeschwert und mit allen Vorzügen, ohne auch gravierende Nachteile zu bieten? Sicher muß man für sich selbst entscheiden, was nun gar nicht geht und was noch gerade so.
Letztlich gilt ja wohl: Big Brother watcht da, wo's gefährlich ist, wo Touris geklaut werden, wo böse schwarze Männer blonde Frauen überfallen und so.
Natürlich kommen bei der Sache schon Erinnerungen an den DDR-Geheimdienst auf und man fragt sich, wer denn diese ganzen Daten auswerten soll. Ausgewertet werden sie wohl auch erst dann, wenn etwas passiert ist, um Täter zu überführen.
Es fällt schwer, das zu akzeptieren: letztlich soll es ja doch die Sicherheit erhöhen, das Zusammenleben sicherer machen, helfen, Recht und Gesetz durchzusetzen. Und offenbar ist es ja nötig, sonst würde nicht zu solchen Mitteln gegriffen.
Ich mag ein bequemer und vielleicht auch zu bequemer Erdenbewohner sein, letztlich lasse ich mir nix zu Schulden kommen (versuche das jedenfalls) und hoffe, damit dem Staate (welchem auch immer) geholfen zu haben.

gebsn - 16. Nov, 12:19

Böse schwarze Männer?

Das interpretiere ich im zugunsten der Meinungsfreiheit mal als blanke Satire, sonst müsste ich solchen Käse löschen.

Ja, ja, wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten und überwacht werden nur die "Bösen". Eben nicht! Überwacht werden alle und dann schauen wir mal, was wir an mehr oder weniger haltbaren Indizien zusammentragen können. Daten, die unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung gesammelt wurden, werden schon heute (hier im Vereinigten Königreich) für völlig andere Zwecke benützt (Einhalten der Fischfangquoten, Überwachung von Sozialhilfemissbrauch und anderen Kapitalverbrechen).
Björn (Gast) - 7. Dez, 21:43

Alles Käse

Du kannst ja den Käse gern löschen, aber ich hätte doch gern eine vernünftige Begründung dafür. Das bloße Vorhandensein von Kameras kann's doch nicht sein oder irre ich?
Ich deale nicht, ich überfalle niemanden, habe noch nie jemanden umgebracht (und habe das auch in Zukunft nicht vor) und bin nach wie vor so naiv zu glauben, daß es um die Erhöhung der Sicherheit geht. Bei den Kameras jedenfalls, die unmöglich alle komplett ausgewertet werden können, wozu auch?
Eine zunehmende Gefahr in manchen Bereichen ist kaum zu leugnen. Sicher kann man die meiden, vielleicht bist aber auch Du mal froh, daß anhand von Fingerabdrücken oder Kameraaufzeichnungen der Vergewaltiger eines kleinen Mädchens identifiziert werden kann. Wer das eine will, muß das andere mögen. Oder auf's Land ziehen und die Öffentlichkeit meiden.
Sicher ist die Überwachung des Mailverkehrs eine ärgerliche Angelegenheit, aber - mal ehrlich - warum sollte man Deine Emails kontrollieren, solange nix gegen Dich vorliegt? Wer sollte den Emailverkehr von ganz GB überwachen? Aber alle sind froh, wenn auf diese Art und Weise die Attentäter überführt werden können, die die Gurke gesprengt haben oder noch besser: wenn man durch Überwachung verdächtiger Personen die Zerstörung von Waterloo Station vermeiden konnte.
Niemand wird gezwungen, sich dem auszusetzen, niemand muß in London leben und sich der Überwachung stellen.

So, nun kannst Du meinen Käse gern löschen, wenn Du Dich der Zensur - übrigens ebenfalls ein Machtmittel gegen Ungeliebte(s) - bedienen möchtest.

Björn (Gast) - 7. Dez, 21:56

Fischfangquoten

Was ist denn - das lese ich jetzt erst gerade richtig - bitte daran so verwerflich, wenn gegen Sozialhilfemißbrauch, Überfischung "und andere Kapitalverbrechen" vorgegangen wird? Wo leben wir denn, darf jeder die Gesetze für sich auslegen und danach handeln?
Die Gefahr, daß Indizien irrtümlich gegen einen verwendet werden, besteht doch überall.

Mir ist übrigens eingefallen, daß ich doch täglich gesetzwidrig handle: ich wohne und lebe in einem ehemaligen Möbellaster, was natürlich keinesfalls mit den Baugesetzen in Deutschland vereinbar ist. Daß es mir besser geht als einem guten Teil der Briten, Polen, Russen, Indern usw. (ich habe eine Gaszentralheizung, dicke Isolierung, doppelt verglaste Fenster, bin für 10 Tage unabhängig von Stromeinspeisung, erdbebensicher weil gefedert, habe eine Dusche, ein WC), interessiert hierzulande natürlich niemanden. Ich lege insofern das Gesetz nach meinem Gusto aus und habe ein reines Gewissen dabei (immerhin schade ich niemandem!), gewissermaßen illegal ist es dennoch, und damit muß ich leben, auch mit den daraus evtl. entstehenden Konsequenzen.

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