[Tipps] Lesenwerte Artikel bei Telepolis

Telepolis ist ja ganz allgemein immer wieder einen Besuch wert. Aber die folgenden zwei Artikel haben mir's echt angetan, und ich möchte sie eigentlich jedem und jeder zur Lektüre aufnötigen. Also:

"Sonderrechte nur für Freunde. Während Teheran wegen seines Nuklearprogramms unter Druck gesetzt wird, schreitet die atomare Kooperation zwischen den USA und Indien voran" von Harald Neuber
(Nuklearprogramme in Iran und Indien - Wenn zwei dasselbe tun ist es nie das gleiche?)

"Sicherheit als einzige Antwort auf den Terror? Vom Verlust der Freiheit, dem Kapitalismus der Angst und der Privatisierung der Gewalt" von Michael Plöse
(Der Gesellschaftsvertrag von Hobbes und die zunehmenden Eingriffe in unsere Freiheitsrechte für mehr Sicherheit, ein prima Überblick)

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In den Gehörgängen: Josh Wink - Higher State Of Consciousness (nach all den Jahren immer noch ein "Börner")
Zuletzt gelesen: WOZ
Zuletzt geglotzt: riäng
Aktuelles Lieblingswort: beömmeln

[Politik] Anti-WEF-Demo in Basel: ein launischer Bericht

Nun, es sei gleich zu Beginn gestanden. Meiner einer ist trotz der passenden politischen Gesinnung nicht der grosse Demogänger. Dies liegt zu einem nicht unbeträchtlichen Teil daran, dass mein gesamter Freund- und Kollegenkreis in ganz anderen politischen Gefilden heimisch ist. Da es meinem Bruder Dominik bemerkenswerterweise genau so ergeht, beschlossen wir, gemeinsam an der Anti-WEF-Demo teilzunehmen.

Demozug auf dem Marktplatz
Der Demozug ist auf dem Marktplatz angekommen, nur noch wenige Meter bis zum Einmarsch in Kleinbasler Territorialgebiet.

Dem nicht fürchterlich konkreten Motto "Die Zukunft in eigene Hände nehmen - Kapitalismus überwinden!" entsprechend war an der Demonstration von den JuSos über den berüchtigten Schwarzen Block bis zur "Free Tibet"-Fraktion so ziemlich alles an politischen Gruppierungen vertreten, was Rang und Namen hat. Sogar ein Basler Mitblogger war unter den Teilnehmern zu sichten und zu begrüssen.

Wieso aber war Gebsn Teilnehmer der Demo? Nun, erstens, um dem mehr und mehr erlahmenden Demoeifer Paroli zu bieten und auch das angesichts der zahlreichen ausgelassenen Demonstrationen eigene schlechte Gewissen zu beruhigen. Zwotens, um für die Demonstrationsfreiheit einzustehen; erinnert sei dabei nur an das Demoverbot letztes Jahr in Basel und die im Anschluss erst kürzlich verkündeten, absurd, ja lächerlich hohen Bussen für die damals illegal Teilnehmenden. Und drittens natürlich auch, um gegen WEF und neoliberale und imperialistische Politik und also für meine politische Haltung zu demonstrieren, die sicherlich ziemlich links ist, aber so einfach zu erklären nicht ist. Dazu vielleicht später mal in aller Ausführlichkeit mehr.

Hammer und Sichel - gehäkelt!
Kreativer Antikonsumismus kann so einfach sein: Hammer und Sichel selber häkeln und mit Sicherheitsnadeln an die Bomberjacke pappen.

Item. Je nach Quellen sollen sich zwischen. 1'500 und 2'500 Menschen “bei klirrender Kälte“ (Tagesschau) eingefunden haben, um gegen das WEF und für die Überwindung des Kapitalismus zu demonstrieren. Und es war in der Tat gefrierbrandmässig kalt. Trotzdem war die Stimmung gut, und Jung und Alt zogen friedlich und fröhlich durch die Rheinkniestadt. Unterhalten von den Demomobillautsprechern mit zum Teil erfreulich dufter musikalischer Begleitung (so waren unter anderen die Beastie Buben aus Neu York zu hören). Ab und an wurden - eher verhalten - politische Parolen skandiert, über die Lautsprecher der Demomobile gab's Appelle, Raps und Voten.

Die kurdischen Maoisten/Kommunisten (?) wussten mich während des ganzen Umzugs zu begeistern. Auf Holzrahmen hatten Mitglieder der munteren Truppe Bilder ihrer Ikonen aufgezogen. Und dabei durften sich nicht nur Lenin und Oliba-Legende Öcalan, sondern auch die alten Haudegen und “Menschenfreunde“ Stalin und Mao über diese Art der Verehrung freuen.

Väterchen Stalin
Schnauzbärtig wie eh und je: Väterchen Stalin.

Aber nicht nur diese - sagen wir mal: überprüfenswerte - Ikonenverehrung hatte mich gefesselt, auch die Mitmarschierenden selbst. Da fanden sich neben den zu erwartenden Demoteilnehmern und älteren Semestern auch typische Secondo-Jünglinge in cooler und trendiger Kluft, die mit breitem wie lässigem Macho-Fussballergang und entsprechend coolem Gebaren unterwegs waren und dabei stolz die Kommunistenfahne geschultert hatten. Ein köstlicher Anblick.

Ein paar wenige vom kreativen Imperativ Inspirierte konnten ihre übersprudelnde Kreativität nur schwer im Zaun halten und sprayten Anti-Wef-Parolen an die die bevorzugten Ausbeuterfassaden (UBS, Manpower) und auf Nobelkarossen. Anscheinend auch unmaskiert und vor den laufenden Kameras des Schweizer Fernsehens. Ob die wenigen warholschen Minuten des Ruhmes die zu erwartenden unangenehmen Fragen von Freund und Helfer wohl vergessen lassen werden?

Ein warmes Feuerchen auf dem Barfi
Feinstaub anyone? Ein wärmendes Feuerchen auf dem „Barfi“ bei dieser Scheisskälte in Ehren, aber gesamtheitliches Denken hätte hier unter Umständen andere Lösungsansätze für diesen symbolischen Akt präsentiert. (Bild mit freundlicher Genehmigung aus der Wochenschau von Walter & Spehr, Copyright Walter & Spehr)

A propos Polizei: Die hielt sich vernünftigerweise vornehm zurück und hatte ihre Hundertschaften in Bereitschaftsräumen abseits des Geschehens stationiert. Wie ich auf dem Heimweg sehen konnte, lümmelten sich sogar ein paar Bereitschaftspolizisten aus dem Kanton Bern mit ihren gepanzerten Gefährten in “meinem“ Wohnquartier "Gundeli" herum und hielten Maulaffen feil. Kurz: an der Demonstration waren neben Verkehrspolizisten und "Zivis" kaum respektive gar kein Polizist in Kampfmontur zu sehen. Ein Kurs in Sachen "wie ziehe ich mich an, damit man mich nicht schon aus drei Kilometern Entfernung bei dicker Nebelsuppe in mondscheinloser Nacht als Polizisten erkennt" täte manchen Zivilpolizisten übrigens nicht nur schaden.

Überrascht und empört hatte mich, dass Teile der Polizei in Armeefahrzeugen mit Armeenummernschilder herumkurvten. Die Armee an Demonstrationen? Doch die Basellandschaftliche Zeitung von heute wusste meine empörte Verwirrung aufzuklären: die Vehikel wurden von der Solothurner Polizei gemietet. Ich nehme mal an zu den marktüblichen Mietpreisen.

Freund und Helfer auf dem Weg zur Demo
Unsere Freunde und Helfer in Eile: In wenigen Minuten beginnen die Schlussvoten. Und die wollen schliesslich nicht verpasst werden.

Als der Demozug schliesslich kurz vor den Vieren am Bestimmungs- und Schlusskundgebungsort Claraplatz angekommen war, beschloss unsereins die letzten noch nicht abgefrorenen Zehen bei einem Heissgetränk aufzutauen. Anschliessend ging es mit den Taschen voller Propagandazettel, dem Herzen voller politischem Übermut und mit den Nasenhaaren voller Eiszapfen Richtung Heimweg.

P.S. Die schröckliche Bildqualität meiner eigenen Bilder bitte ich zu entschuldigen. Ich hatte meine Kamera zuhause vergessen und musste mit der Natelkamera vorlieb nehmen.


Mehr Berichterstattung mit ausführlichem Bildmaterial gibt's beim Baselblog.

Mehr zur Demo und den politischen Aussagen der Organisatoren: http://www.nodemo.ch/.

Mehr Bilder auch bei der Wochenschau von Walter & Spehr und bei indymedia hier und hier.

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In den Gehörgängen: DRS3-Allerlei
Zuletzt gelesen: BZ
Zuletzt geglotzt: nix
Aktuelles Lieblingswort: bass

[Humor] Der Beweis: Zeitreisen sind möglich

Zeitreisen sind unmöglich? Schwachsinn! Humbug! Nonsens! Denn kürzlich sah ich den lebenden Beweis dafür, dass Zeitreisen nicht nur möglich sind, sondern auch unternommen werden. Einen Zeitreisenden nämlich.

Es handelte sich um einen älteren Mann, der offensichtlich direkt (per Zeitmaschine?) den 70ern entstiegen war: Eng behost, der Backenbart grosszügig kotelletiert und mit einer trotz fortgeschrittenen Alters üppigen, von links nach rechts gescheitelten 70er-Matte auf seiner Birne stand er da am Strassenrand, von Kopf bis Fuss in Kleidung in den verschiedensten Pastell-Brauntönen gehüllt: Hose dunkelbraun, Weste (!) mit hellbraun-dunkelbraunem Karo, Hemd hellbraun, Jackett dunkelbraun.

Und als ob sein Äusseres nicht Beweis genug für seine zeitliche Herkunft gewesen wäre, sogar wie er seiner abreisenden Verwandtschaft nachwinkte : - ich schwöre es euch! – Einhundert Prozent Siebziger Jahre.

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In den Gehörgängen: Annie - My Heartbeat
Zuletzt gelesen: BaZ
Zuletzt geglotzt: Conan O’Brien
Aktuelles Lieblingswort: Schmackes

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