[Allerlei] Wieder was dazu gelernt: das "Prinzessin-auf-der-Erbse-Prinzip"
(In mühsamer Handarbeit aus dem Beitrag von Dietrich Schwanitz zum interessanten Buch "Kuhschweizer und Sauschwaben - Schweizer, Deutsche und ihre Hassliebe" abgetippt. Also lest gefällig weiter, ihr Geigen!)
... In der Flut von Alternativen, die uns umgeben, genügt schlichte Andersartigkeit nicht, um den Allergie-Effekt auszulösen. Es muss Nähe hinzukommen. Wenn etwa ein Fussballspieler weit am Tor vorbeischiesst, ist das nicht weiter aufregend. Wenn er aber das Leder nur wenige Zentimeter daneben haut, heult die Menge auf, obwohl der Spieler doch genauso daneben geschossen hat wie im ersten Fall. Es sind die Beinah-Ereignisse und Fast-Begebenheiten, die uns aus der Ruhe reissen. Ihre Alternativität ist gewissermassen krass; sie zeigt sich an der Kondensation des Widerspruchs. Und das gilt auch im besonderen Masse für die Differenzwahrnehmung beim Vergleich von sich selbst mit anderen. Und hier tritt uns das Prinzessin-auf-der-Erbse-Prinzip entgegen, wie es von Odo Marquard wohl zum ersten Mal genannt wurde. Es beruht auf dem Gesetz von der Summenkonstanz von Zu- und Abneigung. Nimmt die Abneigung oder das, was einen stört, an Gewicht ab, wird der dann immer kleiner werdende Rest an Störendem im selben Masse immer unerträglicher, bis die Fast-Harmonie zur Kontrastfolie für die totale Unerträglichkeit des Minimalrestes wird. Ein Feld für Beispiele bieten hier die Mode und die Kunst: Ein Strich zu viel, eine Farbnuance zu dunkel, und schon ist die Grenze zwischen Perfektion und Misslingen überschritten. Ein Fleck auf der weissen Weste, und alles ist verdorben. Das begründet die totalitäre Rhetorik von der "unmöglichen Frisur" und den "unerträglichen" Socken.
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... In der Flut von Alternativen, die uns umgeben, genügt schlichte Andersartigkeit nicht, um den Allergie-Effekt auszulösen. Es muss Nähe hinzukommen. Wenn etwa ein Fussballspieler weit am Tor vorbeischiesst, ist das nicht weiter aufregend. Wenn er aber das Leder nur wenige Zentimeter daneben haut, heult die Menge auf, obwohl der Spieler doch genauso daneben geschossen hat wie im ersten Fall. Es sind die Beinah-Ereignisse und Fast-Begebenheiten, die uns aus der Ruhe reissen. Ihre Alternativität ist gewissermassen krass; sie zeigt sich an der Kondensation des Widerspruchs. Und das gilt auch im besonderen Masse für die Differenzwahrnehmung beim Vergleich von sich selbst mit anderen. Und hier tritt uns das Prinzessin-auf-der-Erbse-Prinzip entgegen, wie es von Odo Marquard wohl zum ersten Mal genannt wurde. Es beruht auf dem Gesetz von der Summenkonstanz von Zu- und Abneigung. Nimmt die Abneigung oder das, was einen stört, an Gewicht ab, wird der dann immer kleiner werdende Rest an Störendem im selben Masse immer unerträglicher, bis die Fast-Harmonie zur Kontrastfolie für die totale Unerträglichkeit des Minimalrestes wird. Ein Feld für Beispiele bieten hier die Mode und die Kunst: Ein Strich zu viel, eine Farbnuance zu dunkel, und schon ist die Grenze zwischen Perfektion und Misslingen überschritten. Ein Fleck auf der weissen Weste, und alles ist verdorben. Das begründet die totalitäre Rhetorik von der "unmöglichen Frisur" und den "unerträglichen" Socken.
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gebsn - Mittwoch, 7. September 2005, 00:39
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