[Humor] Ein gesegneter Sonntagmorgen

[Erste Veröffentlichung unter myblog.de/gebsn am 24. April 2005]

Eine Ferienwoche lang habe ich mich so richtig gehen lassen. Die Federn hab ich jeweils erst zu später Morgenstund' und auch nach mehrmaligem Wiedereinnicken und -aufwachen nur widerwillig verlassen. Im Bademantel wurde auf dem Sofa oder vor dem PC rumgelümmelt, die Haare vom Schlaf frisiert, der Bartschatten hausgemacht. Heute jedoch bin ich mit fast schon calvinistischer Selbstdisziplin aus dem Bett gehüpft und ins Badezimmer gestürzt. Rasiert, geduscht und frisch gestriegelt folgte wenig später mein Auftritt in der Küche. Ein schönes Omelettchen sollte es werden. Speck, Oliven und Peperoncini schmiegten sich denn auch artig mit den Eiern in die Pfanne. Bis zu diesem Zeitpunkt also eitel Sonnenschein zumindest im Innern meiner vier Wände.

Aber dann, aber dann, aber dann. Dann nämlich wollte sich die Sau von einer Omelette beim Wenden partout nicht aus der Pfanne (Ikea - noch Fragen?) lösen und auf den virtuos übergestülpten Teller fallen. Resultat: geschätzte fünf Achtel der Omelette klebten auf dem vorgewärmten Teller, die restlichen drei Achtel klammerten sich verzweifelt ans Teflon. Nun gut, dann schustern wir uns aus der widerborstigen Omelette eben ein gefügiges und pflegeleichtes Rührei. Also flugs die sterblichen Reste in die Pfanne gekippt, damit mein Eierphönix aus der Asche steigen mag. Und jetzt noch den verunstalteten Teller von den Eierreisten befreien. Aber - die aufmerksamen Leserinnen und Leser wissen es noch - der war bekanntlich vorgewärmt und das nicht wenig. Arme arglose Fingerchen. Mit einem memmenhaften Schmerzensschrei zauberte ich in Nanosekundenschnelle ein prächtiges Scherbenpuzzle in den Schüttstein. Na wunderbar.

Schon aber rief das Rührei zur Ordnung. Es hatte nämlich die für die Schmackhaftigkeit erforderliche Konsistenz erlangt. Also raus aus der Pfanne und rauf auf den noch um seinen Bruder trauernden Teller. Noch schnell ein Kerzlein anzünden, um den intensiven Speckgeruch und das böse Karma aus der Küche zu vertreiben. Wo sind die Zündhölzer, wo? Ach hier. Eins sachte aus dem Schächtelchen ziehen ... und schon liegen alle auf dem Boden. Auch das noch. Das treulose Lumpenpack wieder in die Schachtel gesperrt, Kerzendocht angefackelt, die Küchentür hinter mir geschlossen, das Tablett mit dem kräftigen Morgenmahl auf dem Couchtisch platziert, TV an. Wer strahlt mich mit vom Wind zersaustem schlohweissen Haaren vom Bildschirm an? Benni "Ratze" XVI. Und was meinen die Lautsprecher dazu? "Geheiligt ist der Herr". Nach dieser Leistung in meiner Küche? Also ich weiss nicht.
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