Inselidyll Santorini
Wenn die romantischen Flitterwochen damit beginnen, dass der arrangierte Hotel-Shuttlebus ganz unarrangiert mit Abwesenheit glänzt, man in der Folge von unwirschen, heftig gestikulierenden Taxi-Chauffeuren mit einem anderen Pärchen in einen staubigen Mercedes gepfercht wird und in rasantem Tempo durch mehrheitlich ödes Hinterland mit heruntergekommenen Bauruinen chauffiert wird, dann machen sich auf der schweissigen Stirn Sorgenfalten breit und breiter.
Im Hinterland, abseits von den touristischen Augenweiden, bieten sich "interessante" Einblicke in in die Keinfelderwirtschaft und die Recycling-Verwertungsketten. Der mancherorts rufschädigend verbreitete Schmähnamen "Schutthaldini" muss jedoch vehementestens abgelehnt werden.
Zu unrecht, denn Santorini hat alles, was ein anständiges Griecheninselchen so braucht: Weiss-blaue Häuschen, herzerwärmenden Sonnenschein gepaart mit angenehm lauer Brise und eine vernünftige Portion gesalzenes Wasser ringsherum. Aber nicht nur Natur, auch Menschenhand hat Vorzügliches geleistet. An der Westseite der sichelförmigen Insel haben die Eingeborenen an den abfallenden Steilküsten ("Caldera") eine Heerschar von feinsten Hotels und Restaurants in den sprichwörtlichen Felsen gehauen.
Hier ein paar fotografische Beweisstücke:
Schwafelverbot für Putzkräfte, Hornverbot für Fähren, Kofferrollverbot jeweils zwischen 2 und 12 morgens sind nur ein paar der unrealistischen Forderungen der centroradikalen Morgenmuffel-Märtyrer-Brigade Santorinis ("Militia Martyria Malimera"). Die Brigade verweigert sich jeder demokratischen Partizipation und terrorisiert die Zivilbevölkerung mit Schlafstreiks.
Quad-Bikes können als Transportmittel nur bedingt empfohlen werden. Die tretroller-gleiche Geschwindigkeit verhindert nicht nur zügiges Kilometermampfen sondern reizt auch die Eingeborenen zu spektakulären Überholmanövern - vorzugsweise in "blinden" Steilkurven. Da nehmen wir doch lieber das Auto.
Wenn hinter Ia die Sonne vorsichtig den ersten Zeh ins kühle Wasser streckt, wird's nicht nur Schwarzmalern zu bunt.
Höhepunkt des santorinischen Eventkalenders ist der alljährliche Zählermanipuliermarathon. Im Bild das "siegreiche" Modell aus dem Vorjahr.
Unerbittlich macht der örtliche Gaumenzar Jagd auf plastikverschweisste Menükarten. Im Nordwesten der Insel steht die Spezies kurz vor dem Aussterben. Die Militia Martyria Malimera droht mit Schlafblockaden.
Artefakte aus der antiken Hochkultur lassen das Herz der geschichtsaffinen Touristen höher schlagen. Achtung: gesundheitsschädigend hohe weisse Socken-/Trekkingsandalendichte.
Weitere Bilder? Hier.
gebsn - Dienstag, 29. September 2009, 07:53
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